Die Rheinpfalz – Nr. 279 vom 1. Dezember 1999

 

„Wie Mikado mit Holzklötzchen“

 

Ilbesheim: Grund und Hauptschule erprobt Unterrichtsmethode

Schüler der Grund- und Hauptschule in Ilbesheim sitzen vor ihren Pulten und schieben kleine Holzwürfel zwischen senkrechten Holzstäben hin und her. Was für den Betrachter wie Mikado mit Holzklötzchen aussieht, ist, so Rektorin Marlies Meyring, eine alte Methode, mit der problemlösendes Denken geübt und bessere Ergebnisse im Fach Mathematik erzielt werden könnten.

„Es ist eine Methode, die uns durch weltweiten Erfolg aufmerksam machen muß, vor allem, weil deutsche Schüler im achten Schuljahr in Mathematik nur Mittelmaß sind“, stellt Marlies Meyring fest. Die Unterrichtsmethode beruht auf dem Prinzip des „Abakus“, eines antiken Rechenbretts mit verschiebbaren Holzringen auf Stäben, das noch heute in Asien benutzt wird.

Die Schüler in Ilbesheim legen mit Holzstäben Felder, zwischen denen je nach Rechenaufgabe Holzwürfel bewegt werden: 57 plus 28 bedeutet sieben und acht Holzwürfel im rechten Feld, fünf und zwei Holzwürfel im linken Feld. Immer wenn 10 Würfel in einem Feld liegen, wird einer in das nächste Feld gelegt. „Das macht mehr Spaß, weil man alles anfassen kann“, sagt eine Grundschülerin.

Die Schüler könnten so anhand eines einfachen Prinzips üben und die Grundrechenarten seien „ein Klacks mit diesem Gerät“, so Dr. Michael Johann vom Institut für Mathematik der Universität Landau, der die Methode schon seit drei Schuljahren in einer Klasse unterrichtet. „Es ist phantastisch, welche Möglichkeiten in den Kindern stecken“, sagt er. „Auch rechenschwächere Kinder können mit dem Material arbeiten.“ Die Kinder kämen nach einiger Zeit von alleine darauf, die Aufgaben aufzuschreiben und im Kopf zu berechnen. Auch Dezimal- und Prozentrechnen ließe sich auf diese Weise anschaulich vermitteln und üben. Johann hat vor, seine pädagogischen Erfahrungen in einem Handbuch niederzuschreiben – als Hilfe für Lehrer, die mit der Methode arbeiten wollen. (ina)